Die Gemeinde Voorst wollte ihr veraltetes Rathaus durch ein nachhaltigeres und funktionelleres Gebäude für die Bürger ersetzen. Anstatt das in den frühen 1980er Jahren errichtete Gebäude abzureißen, entschied sich De Twee Snoeken dafür, das Betongerüst zu erhalten und das Gebäude nach nachhaltigen Grundsätzen zu renovieren. Bei der Renovierung wurde das Gebäude bis auf den Rohbau entkernt und es wurden biobasierte Materialien verwendet, die bei der Produktion CO2 absorbieren, anstatt es auszustoßen.

Der Schwerpunkt des neuen Entwurfs liegt auf der Energieeffizienz. Er umfasst gasfreie Installationen, ein mit Solarzellen bedecktes Dach und strategisch platzierte Fassaden zur Optimierung der Isolierung. Die Nordost-Fassade bleibt transparent, um das natürliche Tageslicht zu maximieren, während die Südwest-Fassade geschlossener ist, um den Wärmegewinn zu reduzieren. Ein wesentliches Merkmal der Energiestrategie des Gebäudes ist ein Eisspeichersystem, das die Innentemperaturen reguliert: Im Sommer wird überschüssige Wärme in einem unterirdischen Wassertank gespeichert, der im Winter allmählich abkühlt und Energie zur Erwärmung des Gebäudes freisetzt. Diese gespeicherte Kälte wird dann zur Kühlung des Gebäudes verwendet, wenn die Temperaturen steigen.
De Twee Snoeken überwachte den architektonischen Entwurf, das Projektmanagement und die technische Entwicklung in einem einzigen Rahmen, um eine effiziente Koordination zwischen den Disziplinen zu gewährleisten und den Verwaltungsaufwand für den Kunden zu minimieren. Neben dem Entwurf des Gebäudes lieferte De Twee Snoeken auch Beratung zu Arbeitsplatzstrategien und Servicekonzepten, um die kommunalen Abläufe mit den funktionalen Anforderungen der neuen Einrichtung in Einklang zu bringen.

Standortintegration und Orientierung
Das am Rande von Twello gelegene Rathaus profitiert von seiner Lage zwischen der Veluwe und dem IJsseltal. Der Entwurf betont die Offenheit zur umgebenden Landschaft mit einer transparenten Nordostfassade, die einen ungehinderten Blick auf die Landschaft bietet und gleichzeitig den Wärmegewinn minimiert. Die Südwestfassade, die einer Hauptverkehrsstraße zugewandt ist, bleibt eher geschlossen. Der Eingang wurde verlegt, um eine stärkere Verbindung mit dem Dorfzentrum und dem nahe gelegenen Bahnhof zu schaffen und so die Zugänglichkeit und Integration in das Stadtgefüge zu verbessern.

Strukturelle Erhaltung und neue Konstruktion
Die Entscheidung, die bestehende Betonstruktur zu erhalten, wurde aus Gründen der Nachhaltigkeit getroffen. Durch die Wiederverwendung des ursprünglichen Gerüsts wurde der Materialabfall erheblich reduziert und sowohl die Innen- als auch die Außengestaltung beeinflusst. Im Inneren definieren Sichtbetonsäulen und -träger den Raum, insbesondere in größeren Bereichen. Außen ragen Stabilitätsscheiben über die Fassade hinaus, die der architektonischen Komposition Rhythmus verleihen und den Maßstab des Gebäudes auflockern.
Um ein kompakteres Volumen zu schaffen, wurde der Vorplatz mit einer Holzlaminatstruktur umschlossen, die sich an das Raster des ursprünglichen Gebäudes anlehnt. Dieses biobasierte Material ergänzt die Nachhaltigkeitsziele des Projekts und schafft gleichzeitig eine klare visuelle Unterscheidung zwischen den erhaltenen und den neu gebauten Elementen.
Das gesamte Bauwerk wurde dann mit einer neuen, gut isolierten Fassade verkleidet, die eine subtile Verbindung zur ursprünglichen Architektur aufrechterhält. Die Fassade legt das Tragwerk nicht offen, sondern bringt dessen strukturelle Logik auf raffinierte, indirekte Weise zum Ausdruck.

Zirkulärer Abriss und Wiederverwendung von Material
Der Abriss- und Wiederaufbauprozess wurde von einem zirkulären Ansatz geleitet. Es wurde eine Bestandsaufnahme der Materialien durchgeführt, um wiederverwendbare Elemente zu ermitteln. Fensterrahmen wurden als nicht tragende Fassadenkomponenten wiederverwendet, und Holzlattendecken wurden als Wandverkleidungen angepasst. Ziegel und Beton wurden zerkleinert und als Pflaster verwendet, während Systemdeckenplatten wieder in den Innenraum integriert wurden. Weitere nachhaltige Maßnahmen waren Akustikplatten aus recycelten Materialien, Möbel aus wiederverwertetem Wollstoff und Theken aus wiederverwendeten Joghurtverpackungen. Die Decken wurden mit einem Akustikspray auf Zellulosebasis behandelt, und der Teppichboden besteht größtenteils aus recycelten und biobasierten Fasern.

Kalk-Hanf-Fassade
Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist die Verwendung der größten Kalk-Hanf-Fassade der Niederlande, die einen Meilenstein im biobasierten Bauen darstellt. Erfahren Sie mehr darüber in einem ausführlichen Artikel von Archello: Detail: Hanfbetonfassade des Rathauses Voorst
Zur Herstellung des Materials wurden 13 Hektar Hanf in Groningen angebaut, innerhalb von vier Monaten geerntet und für die Verwendung im Gebäude aufbereitet. Das schnelle Nachwachsen des Hanfs gewährleistet eine nachhaltige Versorgung und bindet gleichzeitig CO2 - insgesamt etwa 195 Tonnen für dieses Projekt. Anstatt die Fassade mit Stuck zu verkleiden, bewahrt eine halbtransparente Keim-Beschichtung die natürliche marmorierte Textur und bietet gleichzeitig Schutz vor UV-Strahlung und Witterungseinflüssen.
Abgesehen von ihren ästhetischen Qualitäten verbessert die Kalkhanffassade auch die thermische Leistung des Gebäudes. Die 38 cm dicke Wand bietet einen RC-Wert von 5,7 m2 K/W und profitiert von der natürlichen Atmungsaktivität und den feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften des Materials, was das ganze Jahr über ein angenehmes Raumklima gewährleistet.

Hanfbeton
Hanfbeton ist eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Beton und Dämmstoffen und wird aus Hanfspänen, einem Bindemittel auf Kalkbasis und Wasser hergestellt. Er ist leicht, atmungsaktiv und wärmetechnisch effizient und gewinnt im Bereich des nachhaltigen Bauens immer mehr an Boden. Als kohlenstoffnegatives Material absorbiert es mehr CO₂ als es ausstößt und reduziert so den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden.
Seine natürliche Atmungsaktivität reguliert die Feuchtigkeit, verbessert die Luftqualität und beugt Schimmel vor, während seine feuerfesten und schädlingsresistenten Eigenschaften für Langlebigkeit sorgen. Im Gegensatz zu herkömmlichem Beton ist Hanfbeton ungiftig, leicht und flexibel, wodurch er leichter zu handhaben ist und die strukturelle Belastung verringert. EcoBouwSalland hat sich auf den Bau mit Hanfbeton spezialisiert und setzt dabei auf energieeffiziente, biobasierte und lokal beschaffte Materialien.
